Best Practice Forschungsprojekte
Mit der App „StoneViewer“ auf der Spur der Mainzer Stolpersteine
Die App Stoneviewer
Wer nach den in Mainz verlegten Stolpersteinen sucht, kann nun mit seinem Smartphone auf die App „StoneViewer “ zur Visualisierung raumbezogener Daten zurückgreifen, die Gregor Hubrich im Rahmen seiner Bachelorarbeit in der Fachrichtung Geoinformatik und Vermessung der Hochschule Mainz erstellt hat. Diese unterscheidet sich von den bereits existierenden mobilen Anwendungen im Wesentlichen durch zwei Aspekte: Zum einen stützte sich Hubrich auf die PWA Methode: Progressive Web Apps sind Anwendungen, die im Webbrowser laufen. Diese innovativen Webanwendungen ermöglichen unter anderem das Arbeiten im offline Betrieb und auch die Verwendung von Push-Benachrichtigungen. Die zweite Besonderheit liegt darin, dass die raumbezogenen Angaben zu den Stolpersteinen über die Einbindung offener Daten erfolgt: Der „StoneViewer“ greift auf die Webquellen Wikidata und OpenStreetMap (OSM) zu. Auch Funktionen, wie das Anzeigen und Verfolgen der eigenen Position oder das Geofencing können realisiert werden. Letzteres bedeutet, dass das Smartphone die Position von Stolpersteinen in der Umgebung des Nutzers ermittelt, anzeigt und diesen über eine Push Benachrichtigung informiert. Dieser Mechanismus lässt sich in den Einstellungen des StoneViewers konfigurieren. So können die Optionen „Geolocation“ und „Benachrichtigungen“ ein oder ausgeschaltet werden. In einem Schieberegler kann außerdem eine Distanz zwischen 0 und 500 Metern gewählt werden. Liegt die Entfernung zu einem Stolperstein unterhalb der an diesem Regler eingestellten Grenze, wird eine Benachrichtigung ausgelöst. Anlässlich des Mainzer Wissenschaftsmarktes, der Mitte September 2019 stattfand, wurde der „StoneViewer“ erstmals öffentlich vorgestellt. Besucherinnen und Besucher konnten mit Hilfe der App die Stolpersteine in der Umgebung des Gutenbergplatzes aufsuchen. Die meisten fanden den Umgang mit der App sehr intuitiv. Manche Nutzer wünschten sich zur besseren Orientierung eine Richtungsangabe. Diese und weitere Verbesserungen sind für die nächste Version geplant. Die auf dem Stand des i3mainz Anwesenden nutzten die zwei Tage des Wissenschaftsmarktes, um die Mainzer Stolpersteine, die noch nicht in OpenStreetMap und Wikidata eingetragen waren, nachzutragen, sodass nun alle derzeit 228 Mainzer Stolpersteine in der App angezeigt werden.Linked Open Data versus Open Data
In einer wissenschaftlichen Veröffentlichung für die International Cartographic Association zeigten Timo Homburg, Klaus Böhm, Nicole Bruhn und Gregor Hubrich, dass eine App, deren Daten aus offenen Datenquellen stammen, zuverlässige Resultate liefern kann. Untersucht wurden die Linked-Open-Data-Quellen aus Wikidata und Open Street Map zu Wiesbaden, Mainz und Aschaffenburg am Beispiel der Stolpersteine. Als Vergleich dienten Daten, die von lokalen Gemeinschaften gesammelt und im Internet zur Verfügung gestellt worden waren. Die Autoren sehen in der Methode großes Potential, lässt sie sich doch weltweit und auf unterschiedliche Gattungen bezogen anwenden. Allerdings bleibt das angezeigte Resultat stets abhängig von der Anzahl der in die offenen Datenquellen eingespeisten Daten.Ausblick
Die Weiterentwicklung kann in unterschiedliche Richtungen erfolgen. Zum einen können die Stone Viewer App sowie die Serverkomponenten erweitert werden. Hilfreich wäre eine Überprüfung der den Daten zugrundeliegenden Koordinaten unter Verwendung professioneller GPS-Vermessungssysteme. Vorstellbar ist auch eine Verknüpfung mit weiteren semantischen Daten, um das Leben der betreffenden Person, ihre Herkunft, verwandtschaftliche Bezüge, Beruf etc. bereit zu stellen. Funktionen wie das Clustering von Familien, bei dem Ähnlichkeitsstrukturen in großen Datenbeständen ermittelt werden, oder die Darstellung historischer Ereignisse könnten verwendet werden. Zur Weiterentwicklung der StoneViewer App könnten außerdem zusätzliche Funktionen zur Interaktion mit dem mobilen Gerätesystem implementiert werden. Zum anderen ist geplant, die entwickelte Technologie auf neue Anwendungsfelder anzupassen. Die Weiterentwicklung findet unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Pascal Neis statt.Eckdaten
Projektleitung
Prof. Dr. Klaus Böhm(Fachbereich Technik / i3mainz - Institut für Raumbezogene Informations- und Messtechnik)