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Zum Abschied von Matthias Riedel

Ein Meister der neuen Perspektiven

Die Fachrichtung Kommunikationsdesign verabschiedet Prof. Dr. Matthias Riedel

Es war immer eine wahre Freude, mit Matthias Riedel zusammenzuarbeiten. Gemeinsam haben wir über 25 mündliche Eignungsprüfungen durchgeführt und die unterschiedlichsten, faszinierenden Studierenden interviewt. Jedes Mal bewunderte ich seinen Esprit, sein unerschöpfliches Wissen, seinen scharfsinnigen Witz und sein Talent für Organisation. Matthias hat die seltene Gabe, offensichtliche Dinge zu bemerken, die andere übersehen. Wenn alle um ihn herum den Kopf verlieren, bleibt er ruhig und handelt mit bemerkenswerter Gelassenheit. Sein Gesicht strahlt, wenn er über Musik, Fußball oder Filme spricht – schnell und leidenschaftlich wie ein Wasserfall. Besonders erinnere ich mich daran, wie er von einem Ramones-Konzert erzählte, das er in der Originalbesetzung miterlebt hatte – „und alle vier haben noch gelebt“, fügte er immer mit einem schelmischen Lächeln hinzu. Wenn er über seine geteilte Liebe zur Berliner Schule und zu Brian De Palma sprach, war man sofort gefesselt. Als er Vater wurde, erzählte er uns einmal, dass er während eines Films eingeschlafen sei – ganz entspannt, denn er vertraute darauf, dass der Regisseur den Film gut zu Ende bringen würde. Seine Leidenschaft für Fußball war allgegenwärtig: Er war bei 7 von 11 Titelgewinnen des SV Werder Bremen im Stadion dabei.

Einmal fragte ich Matthias nach seinen schönsten und schlimmsten Erinnerungen an seine Zeit an der Hochschule. Seine Antworten waren wie immer überraschend und humorvoll:

Schönstes Erlebnis:
„Meine erste Vorlesung im damaligen Raum 410 (heute 3.12). Das retrofuturistische Cockpit für Beleuchtung, Verdunklung und der ungewöhnliche Tafelmechanismus sorgten für beste Unterhaltung – für den neuen Vertretungsprofessor und die Studierenden.“

Schlimmstes Erlebnis:
„Eine 16-stündige Reise für ein einziges Wort. Als Vorsitzender eines Berufungsausschusses musste ich an einer Senatssitzung teilnehmen. An einem Tag von Berlin nach Mainz (mit Flug über Köln) und mit dem Zug zurück. In der Sitzung wurde mir nur eine Frage gestellt: ‚Haben Sie noch etwas hinzuzufügen?‘ Ich antwortete: ‚Nein.‘“

Nun, da Matthias uns verlässt, werden wir ihn zweifellos vermissen. Vielleicht ist dies auch die perfekte Gelegenheit, öfter nach Berlin zu fahren – um gemeinsam ins Kino zu gehen, ein Konzert zu besuchen oder einfach nur Fußball zu schauen.
Für die Studierenden und unsere Fachrichtung ist sein Ausscheiden ein Verlust. Doch selbst wenn er nicht mehr an unserer Hochschule unterrichtet, werden wir seine frischen Perspektiven und seine Fähigkeit, Situationen – selbst im Fußball – aus neuen Blickwinkeln zu betrachten, nie vergessen.

Sylvie Pagé