Forschungsprojekt der Hochschule Mainz rückt die Schicksale und Werke lange vergessener Gestalterinnen in den Mittelpunkt
Frauen fehlt es an Sichtbarkeit – das gilt auch für die Geschichte des Grafikdesigns. Während die Leistungen von Männern reichlich dokumentiert sind, erfordert selbst die Suche nach fragmentarischen Informationen über Gestalterinnen intensive Recherchen. Mit dem Projekt UN/SEEN will das Institut Designlabor Gutenberg der Hochschule Mainz diese Lücke im deutschsprachigen Raum schließen und Frauen im Grafikdesign zwischen 1865 und 1919 in den Mittelpunkt rücken.
Durch das Durchforsten von Archiven und Kunstsammlungen sowie in Gesprächen mit Expertinnen und Experten hat das Projektteam bereits über 300 Namen und Biografien rekonstruiert und mehrere Hundert Arbeiten von Grafik-Designerinnen, Typografinnen, Buchgestalterinnen und Illustratorinnen wieder sichtbar gemacht.
Das gesammelte Wissen wird auf der Webseite des Projekts veröffentlicht. Diese wurde bereits drei Mal ausgezeichnet, unter anderem mit dem German Design Award, einem der wichtigsten Preise in der deutschen Gestaltungsbranche. Zudem legten die Projektmitarbeiterinnen zahlreiche Wikipedia-Seiten an, in denen die Lebensgeschichten und Werke dieser Gestalterinnen gezeigt werden.
„Die Diskussion über Gender und Design, besonders im Grafik-Design, wird immer präsenter. Um diese Diskussion zu führen, ist es jedoch wichtig, die Ursprünge des Designs zu verstehen. Die Zeit vor dem Bauhaus und die Bedeutung des Kunstgewerbes wurden in der designgeschichtlichen Darstellung in Deutschland lange vernachlässigt. UN/SEEN setzt genau hier an und berücksichtigt die Anfänge des Designs“, sagt Projektleiterin Prof. Dr. Petra Eisele, Professorin für Designgeschichte und Designtheorie an der Hochschule Mainz.
„Das Forschungsprojekt UN/SEEN ist ein bedeutender Schritt zur Anerkennung der Leistungen von Frauen im Grafikdesign. Es zeigt nicht nur die oft übersehenen Errungenschaften dieser Gestalterinnen, sondern trägt auch dazu bei, die Geschichte des Designs umfassender und gerechter zu erzählen. Ich bin stolz darauf, dass die Hochschule Mainz mit UN/SEEN einen wichtigen Beitrag zur Genderforschung und zur Förderung der Sichtbarkeit von Frauen in der Designgeschichte leistet“, sagt Prof. Dr. Susanne Weissman, Präsidentin der Hochschule Mainz.
Vom 9. bis 11. April findet im LUX Pavillon der Hochschule Mainz ein dreitägiges internationales Symposium mit über 30 zeitgenössischen Gestalterinnen statt, bei dem die aktuelle Situation von Frauen im Grafik-Design diskutiert wird. Das Projekt schließt im Oktober mit einer Buchpublikation ab.
Das Forschungsprojekt UN/SEEN basiert auf einer Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zum Thema „Innovative Frauen im Fokus“. Zum Projektteam gehören Prof. Dr. Isabel Naegele (Professorin für Gestaltungsgrundlagen und Typografie an der Hochschule Mainz und Leiterin des Designlabors Gutenberg), Prof. Dr. Petra Eisele (Professorin für Designgeschichte und Designtheorie an der Hochschule Mainz) und die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen Dipl. Des. Julia Neller und Dr. Aliena Guggenberger.
Weitere Informationen: https://www.unseen-women.design/