Wie steuert man eine enge Kurve in einem Rollstuhl? Wie liest man mit nur 10 % Sehvermögen? Wie kann man sich aufs Rechnen konzentrieren, wenn im Umfeld laut geredet wird? Am 29.10.2024 verwandelte sich die Aula am Campus der Hochschule Mainz für einen Aktionstag zur Barriereerfahrung in eine interaktive Erlebniswelt. Studierende konnten dort Hürden nachempfinden, denen Menschen mit körperlichen oder psychischen Einschränkungen im Alltag begegnen. Ein Rollstuhl-Parcours durch die Aula, Slalom-Strecken und eine Rampe boten Einblicke in die Anstrengungen und Herausforderungen für mobilitätseingeschränkte Menschen.
Auch sensorische Einschränkungen wurden erlebbar gemacht: Mit Blindenstock und speziellen Brillen sowie durch simulierte Hörminderungen konnten die Teilnehmenden nachempfinden, wie sich Seh- und Hörbehinderungen anfühlen. ADHS-Erfahrung wurde durch Sinnesüberflutung erlebbar. An verschiedenen Stationen gab es neben Herausforderungen auch die Gelegenheit, mit ExpertInnen ins Gespräch zu kommen und Perspektiven zu wechseln. Eine gehörlose Besucherin unterstützte sogar spontan das Team am ‚Hör-Tisch‘ und, weil es viel Spaß machte, meisterte den Parcours mehrfach.
Die Resonanz an den Mitmachwänden zeigte zwei echte Barrieren am Campus auf: schwere Eingangstüren und Schwellen, zum Beispiel zwischen Außenbereich und Aulatür, bei denen mancher Rollstuhl stecken blieb. Organisiert wurde der Tag von Studierenden des Fachbereichs Wirtschaft unter Leitung von Dr. Elke Lassahn und dem Zentrum für selbstbestimmtes Leben in Mainz (ZSL), die Aktionen mit Hilfsmitteln wie Rollstühlen, speziellen Kopfhörern und Braille-Schreibgeräten unterstützten.
Die Studierenden Yunes Al-Obadi, Katharina Fritzen, Anika Kloster und Sarah Stumpf haben das Event organisiert und durchgeführt. Dabei konnten sie wertvolle Erfahrungen im Eventmanagement und in der barrierefreien Gestaltung sammeln. Ein nächster Aktionstag zur Sensibilisierung von Behinderungen und Hürden ist bereits angedacht.