Mit gleich fünf Technik-Oscars ist der in 3D gedrehte Film »Hugo Cabret« von Martin Scorsese in diesem Jahr bedacht worden. Die Geschichte, eine Mischung aus Kinderfilm und Kino-Hommage, ist eine Verbeugung vor den Anfängen des Effekt-Kinos und seinem Meister Georges Méliès, der mit der »Reise zum Mond« (1902) den ersten Science-Fiction-Film überhaupt gedreht hatte.
Die aufwendige technische Realisierung des Films wurde maßgeblich übernommen von PIXOMONDO, einer weltweit tätigen Firma für Visual Effects mit Niederlassungen in Berlin, Frankfurt, München, Stuttgart, Los Angeles, London, Shanghai und Peking.
In der Pekinger Dependance arbeitet zur Zeit auch Christoph Zollinger, Mediendesign-Student an der FH Mainz, der zum preisgekrönten Team von PIXOMONDO gehört und eine aktuelle Stellungnahme nach Mainz geschickt hat:
»Man bekommt nicht oft die Chance, an einem solch großen Projekt mitzuarbeiten. Vor allem möchte ich mich dafür bedanken, dass es mir die FH-Mainz (hier besonders meine betreuende Professorin Anja Stöffler) ermöglicht hat, mich während meiner Diplomphase auf dieses Projekt zu konzentrieren und es mit in meine Abschlussarbeit einfliessen zu lassen. Außerdem möchte ich unserem mittlerweile verabschiedeten Professor Harald Pulch meinen Dank aussprechen, der mich erst auf die Idee gebracht hat, in Richtung Producing zu gehen. Ohne diesen Richtungswechsel mitten im Studium würde ich jetzt nicht hier sitzen und diesen Text schreiben. Ich gehe nun schon in das vierte Jahr bei PIXOMONDO und mein Weg führte mich dabei von Frankfurt nach Peking, mit einigen Umwegen über Berlin, München und Shanghai.
Meine Aufgaben als Visual Effects Producer im Allgemeinen sind das Erstellen und Überwachen von Budgets und Zeitplänen, das Organisieren der Artists und Departments für unterschiedlichste Projekte, Kommunikation mit den Kunden und allen anderen PIXOMONDO Standorten über die Zeitzonen hinweg.
Bei „Hugo“ als bislang umfangreichstem Projekt waren die Herausforderungen besonders groß. Insgesamt waren mehr als 450 Menschen in zehn Standorten fast ein Jahr damit beschäftigt, Paris in den 1930ern wiederzubeleben – mit Erfolg.
Dabei wurde auf die einzelnen Kompetenzen der Standorte Rücksicht genommen. Zum Beispiel steuerte Berlin die meisten der Effekte wie Dampf oder Schnee bei, in Shanghai und London kümmerte man sich um die 3D-Modelle des Bahnhofs und von Paris, und in Frankfurt, Stuttgart und Los Angeles war vornehmlich Animation und Compositing angesagt.
In Peking begannen wir mit der Arbeit schon Ende 2010, als das erste Material vom Dreh in London bei uns eintraf. Die Matchmove Pipeline wurde auf die Anforderungen des stereoskopischen Films umgestellt und die Colourmatch Pipeline kam als neues Element in die Produktion dazu.
Ich besuchte Recruiting-Veranstaltungen und gab Präsentationen an den großen Animations Colleges in Peking, da wir, angesichts der bevorstehenden Aufgaben, unseren Talentpool stark erweitern mussten. Die Aufgabenverteilung, die der leitende Standort in Los Angeles in Abstimmung mit uns vorgenommen hatte, sah nämlich vor, dass der Großteil des Platepreps und Matchmoves in Peking stattfinden sollte, zusätzlich zu den normalen Compositing Tasks.
Insgesamt wurden mehr als 500 Shots in Peking für die anderen PIXOMONDO-Standorte zur Weiterverwendung bearbeitet, knapp 300 Shots wurden gematchmoved, um sie mit digitalen Sets zu erweitern. Außerdem wurden zahlreiche finale Compositings erstellt, unter anderem die der Zaubervorstellung von Papa George in einem Theater, bei denen die Zuschauerränge gefüllt, die Zauberutensilien mittels CG erweitert oder Bildelemente „übermalt“ werden mussten – und all das stereoskopisch. Die Tatsache, dass die Einstellungen so lang sind und der Kinogänger so viel Zeit hat, die Szenerie auf sich wirken zu lassen, machte diese Shots mit zu den anspruchsvollsten, aber auch schönsten.
Es war eine unheimliche Erfahrung mitzuerleben, wie eine Firma über Zeitzonen hinweg zusammenwächst, um zusammen ein perfektes visuelles Erlebnis zu zaubern. Das hat mich in meiner Meinung bestärkt, dass es eine gute Entscheidung war, in Richtung Producing zu gehen. Vor allem als vorheriger 3D Artist, zusammen mit dem Mediendesignstudium, habe ich eine breite Basis an Wissen erworben, von dem ich tag-täglich zehren kann.«