Wissensspeicher für das kulturelle Erbe der Menschheit
Das neue Konsortium „NFDI4Objects. Forschungsdateninfrastruktur für die materiellen Hinterlassenschaften der Menschheitsgeschichte“ hat am 1. März 2023 seine Arbeit gestartet. Unter Federführung des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) wird das Konsortium die digitale Transformation in der Archäologie und den Altertumswissenschaften vorantreiben und ein international vernetztes Dienste-Angebot entwickeln. Die Hochschule Mainz reiht sich als einzige Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) ein in die mitantragstellenden Institutionen.
„Mit dem Einsatz digitaler Technologien für die Erforschung des kulturellen Erbes baut die Hochschule Mainz seit Jahren einen interdisziplinären Forschungsbereich auf, der deutschlandweit einzigartig für eine Hochschule für angewandte Wissenschaften ist und der durch die enge Zusammenarbeit mit Praxispartnern wie dem Leibniz-Zentrum für Archäologie und dem Landesmuseum Mainz gut zur regionalen Ausrichtung der Hochschule passt“, betont Hochschulpräsidentin Prof. Dr. Susanne Weissman die Relevanz der Hochschule innerhalb des Konsortiums.
Größte Antragsallianz verwandter Disziplinen und Institutionen in der deutschen Archäologie
Das Konsortium NFDI4Objects bildet eine breite Community ab, die sich mit den materiellen Überresten der Menschheit aus einem Zeitraum von mehr als 2,6 Millionen Jahren beschäftigt. Sie umfasst zahlreiche Fachrichtungen aus den Geistes- und Naturwissenschaften und viele unterschiedliche Institutionen wie Universitäten und Hochschulen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, Denkmalämter, Museen und Verbände, die durch gemeinsame Anforderungen an das Forschungsdatenmanagement (FDM) miteinander verbunden sind. So repräsentiert das Konsortium das gesamte inhaltliche, geographische und zeitliche Spektrum der archäologischen und altertumswissenschaftlichen Forschungscommunity. Laut dem Deutschen Archäologischen Institut hat es eine solche große Antragsallianz verwandter Disziplinen und Institutionen in der deutschen Archäologie bislang noch nicht gegeben.
Regionale Heimatforschung wird durch Anschluss an digitales Weltkulturerbe profitieren
Als starker nationaler Verbund, der international vernetzt ist, will NFDI4Objects auch der regionalen Heimatforschung den Anschluss an das digitale Weltkulturerbe ermöglichen. „Die zahlreichen und vielfältigen lokalen Museen und Initiativen, die selten über die Mittel und das Wissen zur Digitalisierung und Bereitstellung ihrer Bestände verfügen, werden von der NFDI profitieren“, sagt Prof. Dr. Kai-Christian Bruhn, der am Fachbereich Technik der Hochschule Mainz in der Fachrichtung Geoinformatik und Vermessung arbeitet und von Beginn an federführend an der Erarbeitung des NFDI4Objects-Antrags beteiligt war.
Konsortium aus den Geistes- und Kulturwissenschaften tief am Standort Mainz verankert
Mit NFDI4Objects ist ein drittes NFDI-Konsortium aus den Geistes- und Kulturwissenschaften auch über die Generaldirektion Kulturelles Erbe und das Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) am Standort Mainz tief verankert. Zusammen mit dem Konsortium NFDI4Memory, das ebenfalls in die Förderung aufgenommen wurde und vom Leibniz-Institut für Europäische Geschichte in Mainz geführt wird, ergänzt NFDI4Objects damit die bereits vor zwei Jahren an der Akademie der Wissenschaften und der Literatur gestartete Initiative NFDI4Culture. All dies ist auch auf die enge Vernetzung der Institutionen im „mainzed“, dem Mainzer Zentrum für Digitalität in den Geistes- und Kulturwissenschaften, zurückzuführen, das als regionales Netzwerk die Koordination der Arbeiten im Konsortium unterstützen kann. „Diese Erfolge machen Mainz zu einem nationalen Knotenpunkt für das Management geistes- und kulturwissenschaftlicher Forschungsdaten“, resümiert Prof. Dr. Kai-Christian Bruhn.
Prof. Dr. Anett Mehler-Bicher, Vizepräsidentin für Forschung und Transfer an der Hochschule Mainz, hebt zudem hervor, „dass Forschungsdaten als wesentliche Grundlage wissenschaftlichen Arbeitens nach einheitlichen Standards dokumentiert werden müssen. Die so erreichte Nachvollziehbarkeit des Entstehungsprozesses der Forschungsdaten garantiert deren Qualität und eröffnet Anschlussmöglichkeiten für weitere Forschung. Mit diesem Ziel unterstützt das Projekt FDM@HAW.rlp den Aufbau von Forschungsdatenmanagement an acht HAW in Rheinland-Pfalz und ermöglicht die Anschlussfähigkeit an die Aktivitäten der nationalen Forschungsdateninfrastruktur.“
Hochschule Mainz trägt mit Forschungsarbeit des i3mainz zum Bewilligungserfolg bei
Die Hochschule Mainz ist als Mitantragstellerin im Konsortium verantwortlich für die Qualifizierung sowie die Community-Arbeit und entwickelt damit die Grundlagen für die breite Vermittlung von Datenmanagement-Kompetenzen. Die Expertise dafür gründet auf den Forschungsarbeiten der vergangenen Jahrzehnte am Institut für Raumbezogene Informations- und Messtechnik „i3mainz“, das in diesem Jahr 25-jähriges Jubiläum feiert. „Mit den Erfahrungen, die wir im i3mainz sowohl im Bereich Geodateninfrastrukturen als auch in der Verarbeitung und Analyse von Daten aus der Archäologie gesammelt haben, konnten wir viel zum Bewilligungserfolg beitragen. Als Hochschule, die nah an der Anwendung forscht und lehrt, bringen wir außerdem das notwendige Rüstzeug mit, um unsere Aufgaben im Konsortium wahrzunehmen“, erklärt Prof. Dr. Kai-Christian Bruhn.
An der Hochschule Mainz war über viele Jahre das vom Land Rheinland-Pfalz geförderte „Kompetenzzentrum raumbezogene Daten in den Geisteswissenschaften" am i3mainz angesiedelt. In ihm wurde in enger Kooperation mit vielen Institutionen im In- und Ausland, darunter vor allem mit dem LEIZA, in archäologischen und anderen altertumswissenschaftlichen Projekten geforscht und entwickelt. Auch in der Region wurden viele Aktivitäten entfaltet, beispielsweise die Kooperationen mit dem Landesmuseum Mainz oder die Unterstützung bei der Vorbereitung des UNESCO-Weltkulturerbe-Antrags „SchUM-Stätten Speyer, Worms und Mainz“. Eng verknüpft mit diesem Forschungsschwerpunkt ist der Aufbau des hochschulübergreifenden Masterstudiengangs „Digitale Methodik in den Geistes- und Kulturwissenschaften“, weshalb auch im neuen Konsortium die Erarbeitung der Qualifikationsangebote in Mainz angesiedelt ist.
Hochschule Mainz eine von wenigen beteiligten HAW
Gemeinsam mit sieben anderen Konsortien der dritten und letzten Ausschreibungsrunde wurde NFDI4Objects ab März in die Bund-Länder-Förderung der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) aufgenommen. Insgesamt umfasst die Förderung 27 NFDI-Konsortien, die im Oktober 2020, Oktober 2021 und März 2023 gestartet sind. Die Auswahl, Evaluation und Administration der Konsortien hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) übernommen. Innerhalb dieser Konsortien gehört die Hochschule Mainz in ihrer Funktion als Mitantragstellerin zu den ganz wenigen Hochschulen für angewandte Wissenschaften und bildet damit unter den verschiedenen Institutionen eine absolute Ausnahme.