Noch bis zum 16. Juli 2023 werden in der Akademie der Künste am Pariser Platz in Berlin die Ergebnisse eines fünfjährigen Forschungsprojekts zum Planen und Bauen im Nationalsozialismus ausgestellt. Der Ort ist Programm, denn die historischen Ausstellungssäle der Akademie dienten Albert Speer, dem von Adolf Hitler eingesetzten Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt Berlin, als Dienststelle. Dort ließ Speer großmaßstäbliche Modelle der staatlichen Bauprojekte fertigen, dort besprach er sich mit Hitler, der die Akademie über die Ministergärten fußläufig erreichte.
Der Eingang zur Ausstellung, Foto: Henning Schacht BMWSB
Hintergrund der Ausstellung ist die 2017 erfolgte Berufung einer interdisziplinär besetzten Unabhängigen Historikerkommission (UHK) durch die damalige Bundesbauministerin Barbara Hendricks. In dieser war die Hochschule Mainz durch die Architekturhistorikerin Prof. Dr. Regina Stephan vertreten. „Ihr Auftrag war, die Verstrickung der für Planen und Bauen zuständigen Institutionen und Personen in das Machtsystem und die Verbrechen des nationalsozialistischen Staates zu untersuchen sowie die personellen und ideologischen Kontinuitäten und Brüche zwischen dem der Weimarer Republik und dem Deutschen Reich vor und nach 1933 und den beiden deutschen Staaten nach 1949 zu erforschen“ (BMWSB). Das Forschungsprojekt bezog auch die von Deutschland besetzten Gebiete im Osten Europas mit ein und thematisierte zudem die Nachnutzungen von baulichen Hinterlassenschaften des Nationalsozialismus.
Die Kommission vergab insgesamt fünfzehn Forschungsprojekte, die von 28 ausgewiesenen Forscherinnen und Forschern bearbeitet wurden. Ihre umfassenden Berichte wurden in der von der UHK herausgegebenen vierbändigen Buchpublikation Planen und Bauen im Nationalsozialismus. Voraussetzungen Institutionen Wirkungen (Hirmer Verlag München 2023) veröffentlicht.
Der Sprecher der UHK, Prof. Dr. Wolfram Pyta, überreicht die Forschungsbände an Frau Bundesministerin Clara Geywitz, mit dabei sind von links nach rechts: die Präsidentin der Akademie der Künste, Jeanine Meerapfel, die Mitglieder der UHK Prof. Dr. Wolfgang Schäche, Prof. Dr. Regina Stephan, Prof. Dipl.-Ing. Elke Pahl-Weber, Prof. Dr. Wolfgang Benz, Prof. Dr. Tilman Harlander, sowie als zweiter von rechts Prof. Dr. Werner Durth, bis 2020 Mitglied der UHK und als Mitglied der Sektion Baukunst der Akademie der Künste zeitweise wichtiger Berater. Foto: Henning Schacht BMWSB
Die wichtigsten Ergebnisse des fünfjährigen Forschungsprojekts werden nun in der Akademie in der Ausstellung MACHT RAUM GEWALT - Planen und Bauen im Nationalsozialismus präsentiert. Sie zeigt anhand von Plänen und Modellen, Fotografien und zeitgenössischen, seit der NS-Zeit nicht mehr präsentierten Filmen aus dem Bundesarchiv, von Publikationen und einem interaktiven Modell des KZ Flossenbürg die gesamte Spannweite nationalsozialistischen Bauens. Es wäre ohne die menschenverachtende Ausbeutung von Häftlingen und Zwangsarbeitern nicht möglich gewesen.
Über die Ausstellung
Eine Ausstellung der Unabhängigen Historikerkommission (UHK) „Planen und Bauen im Nationalsozialismus“ in Kooperation mit der Akademie der Künste, Berlin. Das Gesamtprojekt wurde mit Bundesmitteln aus dem Programm Experimenteller Wohnungs- und Städtebau (ExWoSt) des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) durch das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) gefördert.
Ort: Akademie der Künste, Pariser Platz 4 in Berlin. Die Ausstellung hat dienstags bis sonntags von 11 bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.