Nach einem Vierteljahrhundert Lehre und Forschung an der Hochschule Mainz geht Prof. Dr. Lothar Rolke, dort zuständig für BWL und Unternehmenskommunikation, am 1. März 2020 in den Ruhestand oder wie er selber sagt „in die neue Freiheit“. Rolke war lange Zeit der einzige Professor im deutschsprachigen Raum, der Unternehmenskommunikation/PR im Rahmen eines klassischen BWL-Studiums lehrte. Insofern verfolgte er von Anfang an das Ziel, die betriebswirtschaftliche Bedeutung von Unternehmenskommunikation herauszuarbeiten und ihr einen strategischen Platz im Management der Stakeholder-Kommunikation zu zuweisen.
„Ich habe meine Aufgabe in der Lehre immer zweifach gesehen“, sagt Rolke: „Einerseits systematisch die zu fördern, die später ihre Karriere in der Unternehmenskommunikation suchen, und andererseits die mit PR/Öffentlichkeit vertraut zu machen, die ihre Zukunft im Marketing, im Controlling oder im Personalmanagement sehen“, erklärte er bei der internen Verabschiedung von seiner Fachgruppe „Marketing – Unternehmenskommunikation – Medienökonomie (MUM)“. Know-how in Fragen von interner wie externer Kommunikation, so sein Credo, gehöre heute in den Kompetenzausweis jeder Führungskraft.
Gemeinsam mit Fachkollegen aus Universitäten, Unternehmen und Agenturen war Rolke wesentlich an der Entwicklung eines Controlling-Systems für Unternehmenskommunikation beteiligt, das heute sowohl beim Internationalen Controllerverein als auch bei den PR-Verbänden in der Schweiz und in Österreich als offizieller Standard gilt. In beiden Nachbarländern übernahm er zudem regelmäßig Lehraufträge zum Kommunikations-Controlling. Bereits am Anfang seiner professoralen Laufbahn publizierte er zur Frage nach dem betriebswirtschaftlichen Wert von PR und wies dabei den geldwerten Nutzen von Öffentlichkeitsarbeit nach. Theoretisch führte er das Konzept des Stakeholder-Kompasses ein und veröffentlichte gemeinsam mit Kooperationspartnern viel beachtete empirische Studien zur Exzellenz von Unternehmenskommunikation.
Hochschulintern leitete er über viele Jahre den Senatsausschuss Kommunikation. Gemeinsam mit seiner Kollegin Prof. Dr. Andrea Beyer entwickelte er darüber hinaus ein neues Programm für jährlich stattfindende Exkursionsreisen mit Studentengruppen zu den sogenannten Emerging Markets, die er mit weiteren Kollegen durchführte: Zunächst führte sie der Weg zu den BRIC-Staaten, danach folgten Vietnam, Mexiko, Korea, Indonesien, Taiwan, Philippinen, Ghana und Südafrika. „Handlungswissenschaften wie BWL und Kommunikationsmanagement leben nicht vom Buchwissen allein, sondern benötigen immer auch die konkrete Anschauung – heute eben auch international, weil die Kultur eine viel größere Rolle in der Wirtschaft und in der Kommunikation spielt als Lehrbücher vermitteln können“, betont er.
Außerhalb der Hochschule war Rolke in Verbänden, in Jurys und Beiräten aktiv. Einige der Mandate will er behalten – auch nach seiner offiziellen Verabschiedung am 24. April 2020 von der Hochschule Mainz. Reisen, Vorträge und ausgewählte Beratungsprojekte stehen ebenfalls auf der Agenda der neuen Freiheit. Begonnen hatte er seine berufliche Karriere vor 35 Jahren in der Agentur Reporter PR, wo er Geschäftsführer und Mitgesellschafter war.