Mit insgesamt knapp 100 Präsenz- und Onlinegästen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik konnte die Hochschulallianz für den Mittelstand (HAfM) in der letzten Woche auf ihrer 7. Berliner Transferkonferenz über gesellschaftliche Verantwortung und Innovation an den Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) diskutieren. Ob Fachkräftemangel, Pflegenotstand oder die Sicherung der Daseinsvorsorge im ländlichen Raum – gesamtgesellschaftliche Herausforderungen wie diese müssen vor Ort gelöst werden. Gemeinsam mit kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) entwickeln die HAW passgenaue Lösungen für ihre Region.
„Die Transferkonferenz hat gezeigt, dass das Thema Soziale Innovationen im Bewusstsein der Beteiligten angekommen ist, aber für eine nachhaltige Verankerung vor Ort brauchen wir eine neue Innovationskultur“, sagt Prof. Dr.-Ing. Kira Kastell, Vorstandsvorsitzende der HAfM und Präsidentin der Hochschule Hamm-Lippstadt. Positive Signale hierfür sendete das BMBF, das in Person von Zarah Bruhn, Beauftragte für Soziale Innovationen, sowie Dr. Gisela Philipsenburg, im Ministerium für Innovations- und Transferpolitik zuständig, auch auf der Transferkonferenz vertreten war. Frau Bruhn hob insbesondere die Notwendigkeit eines gemeinsamen Vorgehens der verschiedenen Akteure hervor. Für das BMWK nahm Katrin Elsemann als externe Sachverständige für Gemeinwohlorientiertes Unternehmertum teil. Durch die Einführung neuer Förderlinien und nicht zuletzt der in diesem Jahr ihren Betrieb aufnehmenden DATI wolle man den Wirkungsgrad sozialer Innovationen vor Ort noch verstärken, versicherten die Vertreterinnen der Ministerien. Denn, so betonte Elsemann: „Die Social Start Ups von heute sind der Mittelstand von morgen“.
„Die Aussagen des BMBF und BMWK machen Mut, dass der Transfer zwischen HAW, KMU und Bürgerschaft zukünftig an Schwung aufnimmt“, kommentiert Prof. Dr.-Ing. Peter Ritzenhoff, Geschäftsführer der HAfM. Auch zu Gast auf der Transferkonferenz waren die Bundestagsabgeordneten Gitta Connemann, Dr. Daniela De Ridder, Kai Gehring, Prof. Dr. Stephan Seiter und Dr. Petra Sitte. Alle bekräftigten, dass sie sich für gute Rahmenbedingungen einsetzen wollen, um den Transfer sozialer Innovationen zu verbessern. „Die HAW sind ein Nukleus für regionale Innovationsökosysteme, deren Potenzial wir durch geeignete Förderprogramme aus Bund, Ländern und perspektivisch auch Kommunen noch besser ausschöpfen wollen“, sagte etwa Kai Gehring, Vorsitzender des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung. Gitta Connemann, Bundesvorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion, merkte an: “Soziale Innovationen an Hochschulen stehen und fallen mit den Menschen dort.” „Die Politik muss nicht nur Rahmenbedingungen setzen, sondern diese auch finanzieren und kommunizieren“, sagte die Sozialdemokratin Dr. Daniele De Ridder. Prof. Dr. Stephan Seiter von der FDP appellierte an das Engagement der einzelnen Hochschullehrenden, die vor Ort drängenden Fragestellungen auch unter Einbezug der Studierenden in Angriff zu nehmen. Linksfraktionsabgeordnete Dr. Petra Sitte erwähnte in diesem Zusammenhang, dass sich an der grundsätzlichen Unterfinanzierung der HAW und der daraus resultierenden dünnen Personaldecke etwas ändern müsse.
Die Transferkonferenz bot zudem Raum zur Vorstellung konkreter Soziale Innovationsprojekte: Prof. Dr. Anke Weber von der Hochschule Hamm-Lippstadt erläuterte ihr Forschungsprojekt zum Potenzial kultureller Diversität in KMU und öffentlichen Verwaltungen. Von der TH Nürnberg stellte Prof. Dr. Frank Ebinger die in einem partizipativen Prozess erstellte Gemeinwohl-Bilanz seiner Hochschule vor. Und über die Chancen, die die Etablierung lokaler Wärme- und Stromnetze für Kommunen bietet, sprach Prof. Thomas Giel von der Hochschule Mainz. Auch an dem Panel zu „Social Impact“ beteiligt war Dr. Isabel Roessler vom CHE, die Einblicke in das Projekt „WISIH – Soziale Innovationen aus Hochschulen“ gab. Die Projektergebnisse zeigen, so Roessler, dass für das Thema Soziale Innovationen noch stärker an den HAW sensibilisiert werden müsse, da die Kenntnis hierüber je nach Fachgebiet sehr unterschiedlich sei. Marte Kessler, beim Stifterverband für Innovation, Transfer und Kooperation zuständig, stellte konkrete Förderprojekte des Stifterverbands, wie beispielsweise das Transfer-Audit, das die Weiterentwicklung der Kooperationsstrategien von Hochschulen mit externen Partnern voranbringen soll, vor.
Hochschulallianz für den Mittelstand
Die HAfM ist ein bundesweiter Zusammenschluss von 15 Hochschulen für angewandte Wissenschaft, die gemeinsam mit dem Mittelstand den Transfer von wissenschaftlichem Know-how und Praxiserfahrungen unterstützen. Die Hochschule Mainz ist seit 2020 Mitglied der Hochschulallianz.
Um Innovation und gesellschaftliche Verantwortung zu fördern und sichtbar zu machen, widmete sich die HAfM der Thematik auf der 7. Berliner Transferkonferenz. Seit 2016 werden jährlich im Zuge der Transferkonferenzen Potenziale der angewandten Wissenschaft sowie mögliche Innovationen als Treiber für die Regionen diskutiert.