Die Attraktivitätssteigerung des Radfahrens durch eine verbesserte betriebliche Unterhaltung der Radwegenetze steht im Fokus des Forschungsprojekts „AllRad“ der Hochschule Mainz. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) aus Mitteln zur Umsetzung des nationalen Radverkehrsplans gefördert und voraussichtlich im März 2023 abgeschlossen sein.
Ziel des Projekts ist es, die Fahrradnutzung im Alltag zu steigern. Erreicht werden soll dies, indem die Radwegeunterhaltung durch Winterdienst, Reinigung und Grünpflege sowie eine optimierte Koordination der auszuführenden Gewerke verbessert wird. Die Projektleitung liegt bei Prof. Dr.-Ing. Rainer Hess, der in der Fachrichtung Bauingenieurwesen der Hochschule Mainz die Professur für Straßen- und Verkehrswesen innehat.
Zur Erreichung dieser Ziele werden Maßnahmen für die betriebliche Unterhaltung gemeinsam mit den Pilotstädten Mainz, München und Münster erarbeitet und anschließend erprobt. Seit kurzem liegen nun die Ergebnisse einer öffentlichen Umfrage in den drei Pilotstädten vor, die im Zeitraum vom 22. November bis 31. Dezember 2020 erfolgte und über Webseiten, soziale Medien, Netzwerke und Pressemitteilungen verbreitet wurde.
Überwiegend Radfahrer aus Mainz, München und Münster unter den Teilnehmern
Durch die breit angelegte Öffentlichkeitsarbeit in den Pilotstädten konnten über 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer für die Umfrage gewonnen werden. Da die Umfrage über die Kommunikationskanäle der Pilotstädte verbreitet wurde, sind auch überwiegend deren Einwohner erreicht worden. Unter Einbeziehung des Umlandes der Städte leben 44% der Befragten in Münster, 37% in Mainz, 12% in München und 7% in anderen Regionen. Mit der Anzahl der Befragten lassen sich für jede Pilotstadt zuverlässige Aussagen treffen. Die Mehrheit der Befragten fährt regelmäßig Rad und legt dabei im Durchschnitt mehr als 8 km pro Tag zurück. Damit verfügen die Befragten über eine Erfahrungsgrundlage für die Bewertung der Radinfrastruktur.
Schlechter Zustand der Radverkehrsanlagen hält von der Fahrradnutzung ab – verbesserte Radwegeunterhaltung kann Abhilfe schaffen
43% der Befragten möchten häufiger das Fahrrad nutzen, werden aber aus verschiedenen Gründen davon abgehalten. Infrastrukturelle Probleme wie etwa die Wegeverbindungen, Qualität oder Anzahl an Radverkehrsanlagen (RVA) werden dabei am häufigsten genannt. Das schlägt sich unter anderem auf das Sicherheitsempfinden nieder. 81% der Befragten erfahren im Radverkehr regelmäßig Gefährdung durch abbiegende Fahrzeuge und 68% durch Überholmanöver anderer Verkehrsteilnehmer.
Neben den infrastrukturellen Problemen gilt gerade ein schlechter Zustand der RVA für die Radnutzung als hinderlich. Eine optimierte Radwegeunterhaltung, die das Projekt anstrebt, kann diesen Zustand verbessern und damit ein großes Hindernis der Fahrradnutzung abbauen.
Straßenschäden und Unebenheiten sind wichtigste Komponenten der Radwegeunterhaltung
Im Hinblick darauf, wie der Zustand der RVA verbessert werden kann, sollten besonders Straßenschäden und Unebenheiten, wie beispielsweise durch Wurzelhebungen, ausgebessert werden. Zusätzlich ergab die Befragung, dass neben der Beseitigung von Verunreinigungen wie etwa Scherben, Laub, Schnee und Müll, die Priorisierung der Unterhaltung wichtig ist. Der Wunsch nach einer Meldeplattform (39%), auf der unkompliziert und gezielt auf Missstände hingewiesen werden kann, wird durch erhöhten Informationsbedarf ergänzt. 56% der Befragten würden gerne mehr Informationen über die Radinfrastruktur erhalten.
Antworten aus den drei Städten ergeben ähnliches Bild
Die Antworten aus den verschiedenen Städten zeigen überwiegend identische Trends auf. Größere Unterschiede zwischen den Pilotgemeinden ergeben sich jedoch im Bereich der Verkehrsmodalität, der durchschnittlich per Rad gefahrenen Strecken sowie der Beurteilung der Qualität der RVA.
Eine verbesserte Radwegeunterhaltung kann die Fahrradnutzung steigern
Die Erhebung hat ergeben, dass eine verbesserte Radwegeunterhaltung zu einer höheren Fahrradnutzung führen und damit einen wichtigen Beitrag bei der angestrebten Verkehrswende leisten kann. Zudem konnten Handlungsfelder und Schwerpunkte für eine verbesserte Radwegeunterhaltung identifiziert werden. Diese werden gemeinsam mit den Befragungen der zuständigen Betriebshöfe als Grundlage für die anstehende Maßnahmenkonzeption genutzt. Mit den Pilotgemeinden und weiteren Projektbeteiligten sollen nun geeignete Maßnahmen erarbeitet und anschließend erprobt werden.
Weitere Informationen unter: allrad.hs-mainz.de