Prof. Thomas Mrokon wurde im April 2021 an die Hochschule Mainz berufen und lehrt dort Entwerfen und digitale Konstruktion im Studiengang Architektur.
Was hat Sie zum Wechsel an die Hochschule Mainz bewogen?
Wo würde man ansetzen, wenn man grundsätzliche Entwicklungen in der Bauwirtschaft beeinflussen möchte? Natürlich kann man das in einem gewissen Maße in der konkreten Büro- und Projekttätigkeit machen, aber die Möglichkeit, über einen langen Zeitraum die Architektinnen und Architekten von morgen mit frischen Impulsen und neuen Kompetenzen auszustatten, scheint mir in mehrfacher Hinsicht wirkungsvoller.
Die Hochschule Mainz vereint in idealer Weise die konstruktiven, technischen und gestalterischen Aspekte beim Bauen. Damit erfüllt die Ausbildung in hohem Maß die Anforderungen von Architekturbüros und Planungsgesellschaften. Neben der strategischen Ausrichtung der Hochschule hat die Stadt Mainz mit Fastnacht, einer beeindruckenden Geschichte und dem 1. FSV05 ein sehr breites kulturelles Spektrum, das schwer zu überbieten ist.
Was reizt Sie am meisten an Ihrer neuen Stelle?
Die besondere Mischung aus Verantwortung für die folgende Architektengeneration, die Möglichkeiten zur Forschung und der Austausch mit der Bauindustrie. Besonders der erste Aspekt ist in seiner Bedeutung nicht zu unterschätzen. Wir stehen an einem ideologischen Wendepunkt, der auch die Bauwirtschaft verändern wird. Die Studierenden auf diesen Wandel vorzubereiten, sie mit den richtigen Werkzeugen und dem notwendigen Wissen auszustatten, ist für mein Empfinden eine besonders reizvolle Herausforderung. Dabei ist der intensive und persönliche Kontakt mit den Studierenden, den die Hochschule Mainz ermöglicht, ein wichtiger Faktor bei der Vermittlung dieser Grundfertigkeiten.
Zu welchem Thema würden Sie sich gerne mit Studierenden in lockerer Runde austauschen?
Tatsächlich beschäftigt mich seit einiger Zeit eine grundsätzliche Betrachtung zum Thema Kreislaufwirtschaft. Es ist im Grunde eine andere Beschreibung für Nachhaltigkeit, aber dieses Wort ist mittlerweile so undifferenziert wie das Wort „Gerechtigkeit“. Und Kreislaufwirtschaft trifft für mich den Kern viel besser, weil es um einen funktionierenden Zyklus gehen muss, den uns die Natur in perfekter Weise vormacht.
Jeder passt seine persönliche Weltanschauung zu diesem sehr wichtigen Thema auf Grundlage von gefilterten Informationen aus den Medien an. Mich würde dabei interessieren, wie tief diese nachhaltige Weltanschauung bei den Studierenden bereits verankert ist und welche spannenden Ideen oder Lösungsansätze entwickelt werden können, um den bisherigen Entwicklungen nicht nur entgegenzuwirken, sondern diese mit drastischen Maßnahmen umzukehren. Geht es nur um den Einsatz von Holz und Lehm in der Bauwirtschaft oder findet ein breites, grundsätzliches Umdenken zu ressourcenschonendem Konsum statt, der auch alle technischen, industriellen und gesellschaftlichen Aspekte hinterfragt, die uns an den Punkt gebracht haben, an dem wir jetzt stehen.