Gestern Abend hielt Dr. Sierk Poetting, der Chief Operating Officer von BioNTech, einen Online-Vortrag am Fachbereich Wirtschaft der Hochschule Mainz. Im Rahmen der Vortragsreihe M3 (Management Marketing Mainz) referierte er zu dem Thema „Innovation und Next Generation Immunotherapies“. Das topaktuelle Thema und der Name des Unternehmens sorgten für eine rekordverdächtige Zuhörerzahl. Knapp 400 Studierende, Lehrende, Mitarbeitende sowie externe Gäste schalteten sich zu.
BioNTech wurde 2013 explizit mit dem Ziel gegründet, innovative Immuntherapieansätze zu erforschen, zu entwickeln, herzustellen und zu vermarkten –d.h. die gesamte Wertkette abzudecken. Dazu sind nach Dr. Poetting zum einen langfristige Investitionen erforderlich und zum anderen „Forscher, die mit neuen Ideen überquellen“. Der Schwerpunkt der Unternehmenstätigkeit lag zunächst auf der mRNA-Technologie für die Krebsforschung und wurde nach der Ausbreitung der Corona-Pandemie sehr rasch auf die Entwicklung eines Corona-Impfstoffs verlagert.
Mit dem Projekt „Lightspeed“ konnte innerhalb von 10 Monaten ein hochwirksamer Impfstoff entwickelt werden. In Rekordzeit mussten klinische Daten beschafft, geeignete Partner (Fosun Pharma und Pfizer) gefunden, ein komplexes Produktionsnetzwerk aufgebaut und die Finanzierung sichergestellt werden. Eindrucksvoll war die Schilderung des Scaling-up: Von der Herstellung von 1 Gramm mRNA pro Woche für 20.000 Impfdosen zu Beginn der Entwicklung zur Herstellung von 3 Mrd. Dosen in 2021 und sogar 4 bis 4,5 Mrd. Dosen in 2022.
Im zweiten Teil des Vortrags erklärte Dr. Poetting sehr verständlich die Wirkungsweise der mRNA-Technologie und ihre Anwendung auf die Therapie von Krebserkrankungen. mRNA soll dabei helfen, bösartige Zellen zu erkennen, zu zerstören und individuelle Krebstherapien für die Patienten zu entwickeln. In diesem Feld scheint ein enormes Potential zu liegen, allerdings müssen große klinische Studien den Nutzen dieser Therapie erst noch nachweisen.
Nach dem Vortrag beantwortete Dr. Poetting zahlreiche Fragen, die über den Chat gestellt werden konnten. Außerdem versprach der Chief Operating Officer weitere Vorträge am Fachbereich Wirtschaft zu halten, um das spannende Thema und die Entwicklung rund um die mRNA-Technologie weiter zu erläutern.
BioNTech hat große Expansionspläne: Das Unternehmen will vor allem in Mainz weiterwachsen. So soll die Mitarbeiterzahl von 3.000 bis 4.000 ansteigen. BioNTech ist ein Musterbeispiel für den Erfolg eines Technologie-agnostischen Unternehmens – solche Unternehmen gibt es nicht nur in den USA, sondern auch bei uns in Mainz!