Im Rahmen des 3. HR Campus Talks hielt Prof. Dr. Maria Strobel vor dem Personaler-Netzwerk einen Vortrag über die Digitalisierung in der Personalentwicklung. Das Event wurde am 16. September via Live Stream aus der Aula der Hochschule Mainz übertragen.
Prof. Dr. Maria Strobel startete mit einem innovativen, an den „Business Model Canvas“ angelehnten Gesamtkonzept, um die rund 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer schrittweise aus der Sicht der Lernenden bis hin zur neuen Rolle der Personalentwicklung im Rahmen der Digitalisierung zu führen.
Beim ersten Schritt „Bedarfe“ war die Kernfrage von Prof. Strobel, was Lernende aktuell und in Zukunft wirklich brauchen. Die Herausforderung wird dabei für die Personalentwicklung, die persönlichen Karrierewege der Mitarbeiter in unserer digitalen Welt zu planen und an die Anforderungen der kaum vorhersehbarer VUCA-Welt zu adaptieren.
Durch aktuelle Studien verdeutlichte Maria Strobel, dass gerade E-Learning-Angebote und Online-Zertifikate noch viel Potenzial entfalten könnten. Zentral dafür ist jedoch die Fähigkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, selbstgesteuert zu lernen, die auch bei Hochqualifizierten nicht ohne Weiteres vorausgesetzt werden kann, sondern von der Personalentwicklung und den Führungskräften gefordert und gefördert werden sollte.
Die Rollenveränderung bei Lernenden und Personalentwicklern steht also im Vordergrund des Konzepts: Während digitale Lernformate mehr Selbstverantwortung der Lernenden fordern, fungieren Personalentwickler als Vorbilder, Spezialisten, Coaches und Berater für das Lernen.
Maria Strobel machte darauf aufmerksam, dass sich der Fokus der Ergebnismessung von den Effizienzkriterien, z. B. der Teilnahmerate, hin zur Messung des tatsächlichen Kompetenzzuwachses verschiebt. Dies geht häufig mit einer erhöhten Transparenz des Verhaltens und der Leistung der Mitarbeiter einher. Umso wichtiger ist es, Transparenz auf klar definierte Bereiche (z.B. nur bestimmte Zeiträume, konkrete Lernsituationen, nur innerhalb des Teams) einzugrenzen. Zu einer „lernenden Organisation“ gehört aber mehr als die Weiterbildung im engeren Sinn. Auch Formate zum Wissensaustausch (z.B. virtuelle Communities of Practice, peer-to-peer-learning) sowie eine Experimentier- und Reflexionskultur im Unternehmen sind zu etablieren, um die Personalentwicklung im Rahmen der digitalen Transformation gut zu positionieren. Insgesamt kann diese Transformation durch digitale Tools unterstützt werden, wobei gut abgewogen werden sollte, in welchen Situationen persönliche Anwesenheit nach wie vor erforderlich ist.
Maria Strobel betont die Veränderung der Personalentwicklung von einer „Pipeline“ hin zu einer „Plattform“: Personalentwicklung ist zunehmend in der Rolle, verschiedene Akteure (z.B. Mitarbeitende, Führungskräfte, interne und externe Experten, aber auch Kunden und Geschäftspartner) zusammenzubringen und gemeinsame Lernerfahrungen zu „kuratieren“. Stärker nach außen über Unternehmensgrenzen hinweg öffnet sich die digitale Personalentwicklung, indem sie als Trendsetter digitale Sessions zu aktuellen Fachthemen oder ganze Lehrgänge (wie z. B. mit udacity, EdX oder coursera) einbindet.
Der Abschluss des Webinars bezog sich auf die Chancen durch die Digitalisierung, z. B. auf die hohe Individualisierbarkeit, Flexibilität für die Lernenden, dem Hierarchieabbau sowie einer neuen Lernkultur. Prof. Dr. Strobel wies aber deutlich darauf hin, dass sich dadurch die Kompetenzanforderungen an Personalentwickler ändern. Denn für den Personalentwickler*in gilt es aus der Unternehmensstrategie abgeleitet aktuelle Bedarfe der Lernenden und resultierende Kompetenzen in den Abteilungen rechtzeitig zu erkennen, Transparenz zu managen und Synergieeffekte im Unternehmen und über dessen Grenzen zu erzeugen.
Autorinnen: Lara Kern und Prof. Dr. Susanne Rank