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„WIR WOLLTEN MASKEN PRODUZIEREN“

Mit 3D-Drucker und Nähmaschine im Home-Office

Die Fachrichtung Innenarchitektur lebt durch ihre im realen Raum gebauten Entwürfe und Projekte. Der Modellbau in unseren Werkstätten ist daher bereits im 1.Semester wesentlicher Bestandteil des Studiums der Innenarchitektur. Der Corona-Lockdown im März 2020 hat sowohl die Studierenden als auch die Werkstätten vor eine große Herausforderung gestellt. Die Mitarbeiter der Modellbauwerkstatt – größtenteils im Home-Office –  stellten sich gleich zu Anfang die Frage, was sie tun können und wollen, wenn die Werkstätten die nächsten Wochen oder sogar Monate für den öffentlichen Verkehr geschlossen bleiben müssen. Allen war sogleich klar: Wir wollten etwas Sinnvolles tun, wir wollten Masken produzieren.   Stoffmasken und Schutzvisiere Dies war der Beginn einer längeren Recherche- und Testphase. 3D Drucker und Nähmaschinen wurden im Home-Office installiert, dezentrales Arbeiten wurde über Ostern etabliert. Ziel waren 3D-gedruckte Schutzvisiere aus dem medizinischen Bereich für Krankenhäuser und jedermann sowie Stoffmasken.  Die erste Variante des in unserem 3D Lab gedruckten Schutzvisiers baut auf dem Design des 3D Druck-Unternehmens Prusa aus Tschechien auf. Die Maske ist besonders gut für medizinische Einrichtungen geeignet, da genug Platz ist für Zusatzbrillen und eine weitere Mund-Nasen-Bedeckung. Die zweite Variante baut auf dem wiederverwendbaren Gesichtsschutz „Happyshield“ auf, einem Open-Source-Design, entwickelt von der University of Cambridge/Queensland. „Happyshield“ faltet sich aus einer einzigen, flachen Folie aus durchsichtigem Kunststoffmaterial zu einem Gesichtsschutz.    Arztpraxen, Schulen, Krankenhäuser Nach einer längeren Testreihe waren die ersten Masken erfolgreich produziert. Es stellte sich aber schnell ein weit größeres Problem ein: die Materialbeschaffung. Im Zeitraum März bis Juni war es sehr schwer, Polycarbonat oder PET-Folie als Rohmaterial für die Produktion von Schutzvisieren einkaufen zu können. Der Markt war leergefegt und die Preise extrem überteuert. Wir waren daher sehr glücklich, als wir nach langer Recherche und über persönliche Kontakte Material für mehrere tausend Masken einkaufen konnten.    Die Produktion in größeren Mengen konnte Anfang Mai beginnen. Unsere Hochschule wurde mit Schutzvisieren für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort sowie Lehrende und Studierende (für ihre Prüfungsklausuren) ausgestattet. Wir haben Arztpraxen beliefert und Krankenhäuser. Da das Tragen der Schutzvisiere wesentlich angenehmer ist als eine Mund-Nasen-Stoffmaske, war unser Ziel, den Gesichtsschutz „Happyshield“ für einen Selbstkostenpreis auch Schulen und der Mainzer Bevölkerung zur Verfügung zu stellen. Die erste Schule, die Lehrer des Gymnasiums Theresianum, wurden mit den Masken für ihren Unterricht ausgestattet. Anfang Juni wurde das Tragen von Schutzvisieren als adäquater Corona-Schutz in Rheinland-Pfalz offiziell verboten, da sie im Vergleich zur Mund-Nasen-Stoffmaske die sich insbesondere im Innenraum verteilenden Aerosole nicht gut abhalten können.    Inzwischen ist der Markt in Bezug auf das Angebot an Stoffmasken gesättigt, es gibt ein Überangebot an Schutzvisieren. Wir alle wechseln jetzt täglich unsere Stoffmasken, tragen Feinripp oder Stretch in unterschiedlichen Designs – natürlich dreilagig.
Autor: Prof. Klaus Teltenkötter, Studiengang Innenarchitektur Maskenproduktion Modellbauwerkstatt Innenarchitektur: Mathias Ewald (Werkstattleiter), Sascha Urban (Robolab/3D Lab), Georg Schnorr von Carolsfeld (Lasercutting), Susanne Schönfelder (Stoffmasken), Lena Brandt (Tutor 3D Lab), Prof. Klaus Teltenkötter ia.hs-mainz.de/events/masken