Live aus Valencia!
Wie ich über Zoom Regie führte
Ein Erfahrungsbericht zum Kurs „Konzeption und Produktion einer Liveübertragung“ bei Prof. Olaf Hirschberg und Prof. Daniel Seideneder
Als ich am 1. Februar 2020 mein Auslandssemester an der Universidad Politechnica Valencia begann, hatte ich noch keine Ahnung, dass sich mein Studium dort zu einem Online- Studium entwickeln sollte. Doch dann war es soweit, sechs Wochen später beschloss Spanien aufgrund der Covid-Krise den totalen Lockdown. Den „State of Emergency“ nannten sie es - was der Regierung das Recht gibt, die Bewegungsfreiheit aller Bewohner des Landes einzuschränken. Für die nächsten Wochen war es uns nicht mehr erlaubt, das Haus zu verlassen. Die einzige Ausnahme waren Gänge zum Supermarkt, welche von ständigen Polizeistreifen überwacht wurden.
Die Universitäten beschlossen bald darauf, ihre Vorlesungen online zu halten. Wo es vorher schwierig, aber machbar war, den Vorlesungen mit meinem brüchigen Spanisch zu folgen, wurde es jetzt nahezu unmöglich. Es fehlte die Möglichkeit, bei den anderen Kommilitonen nachzufragen, ob man denn auch alles richtig verstanden hatte. Aus diesem Grund beschloss ich, einige meiner spanischen Kurse mit Kursen an meiner Heimatuniversität, der Hochschule Mainz, zu ersetzen, um dennoch Leistungen ablegen zu können. Mein Fachbereich zeigte sich zum Glück sehr kulant, worauf ich mich bald für den Kurs „Konzeption und Produktion einer Liveübertragung“ einschrieb, da dieser mir auf Anhieb sehr gefiel.
Zusammenarbeit mit dem Unterhaus Mainz
Als Filmschaffende sind wir es gewohnt, Szenen immer und immer wieder zu wiederholen. Eine Liveübertragung, bei der ich nur einen Versuch habe, erschien mir da als willkommene Abwechslung. Es ist auch immer sehr lehrreich, wenn man in einem Kurs mit einem echten Kunden zusammenarbeiten kann. In diesem Fall war das das Kleinkunsttheater Unterhaus Mainz, das aufgrund der Coronakrise nach einer Möglichkeit suchte, seine Künstler nach Einhaltung der Sicherheitsvorschriften dennoch auftreten lassen zu können.
Wie in vielen Kursen der Hochschule haben wir auch in diesem relativ früh mit der Konzeptionsphase begonnen. Da jeder Teilnehmer von zuhause aus online den Kurs besuchte, machte es gar nicht viel Unterschied, dass ich mich von Valencia zugeschaltet hatte. Ich hatte sogar das Glück, dass sich das Unterhaus für mein Konzept entschieden hatte, sodass wir den Rest des Kurses mit der Vorbereitung und Organisation eines Hinterhof-Konzerts für die Anwohner verbracht haben. Die gesamte Vorproduktion lief dabei online. Meistens trafen sich die einzelnen Abteilungen wie Kamera oder Regie in kleinen Zoom-Meetings, um in dem darauf folgenden Kurstermin die Ergebnisse der Gruppe vorzustellen. Bis dann der Tag des Konzerts und der Aufnahme kam.
Anweisungen über den Laptop
Da es mein Konzept war, fiel die Aufgabe der Regie auf mich, was natürlich eine Herausforderung dargestellt hat - von Valencia aus. Unter der Anleitung der Professoren gab sich der Kurs aber die größte Mühe, mich live an der Veranstaltung teilhaben zu lassen. Dazu wurde ich in ein Zoom-Meeting geholt und wir haben den Laptop vor das Bildmischpult gestellt, sodass ich einen Überblick über das Geschehen hatte und mitteilen konnte, welche Einstellung ich jetzt haben wollte. Natürlich ist diese ganze Installation für ein reales Projekt eher hinderlich. Ich bin aber dennoch sehr froh, dass die Professoren trotz meiner Situation versucht haben, mich einzubinden, und letztlich bin ich sehr dankbar für diese Erfahrung. Insgesamt kann ich sagen, dass mir der Kurs sehr gut gefallen hat. Den Berufszweig der Liveübertragung hatte ich bisher nie so bewusst wahrgenommen und ich möchte mich auf jeden Fall weiter damit beschäftigen - dann hoffentlich wieder unter normalen Umständen.
Wir alle mussten die letzten Monate unter sehr ungewohnten Bedingungen studieren, und ich möchte abschließend sagen, dass vor allem in meiner Situation, unter totalem Lockdown, dieser Kurs, aber auch alle anderen Kurse eine große Hilfe waren, diese Zeit zu überstehen, da ich sehr froh war, etwas Struktur in meinem Alltag zu haben.