AUSZEICHNUNGEN „BLINDE FLECKEN“
1. Preis architektonischer Raum
»VERSUS«
Zeliha Yüksel
Versus umhüllt das Gebäude der ehemaligen Gestapo-Zentrale in Mainz. Einst stand das Gebäude symbolisch für die grauen Taten, die den Ort charakterisierten. Heute ist es primär die äußere Präsenz, die als freundlich zu beschreiben ist. Obgleich die düstere Geschichte des Ortes nicht vergessen ist, ist ihre Wirkung in der heutigen Demokratie eine andere. Ziel ist es, die paradoxe Wirkung des Ortes im Hinblick auf ihre Vergangenheit und Gegenwart in einem Gegenüberstellungsmoment visuell erlebbar zu machen.
2. Preis architektonischer Raum
»SPUREN IN DIE ZUKUNFT«
Nina Ludwig
Der Deportationsweg, der mitten durch Mainzer Wohnviertel führte, startete an den sogenannten „Sammelstellen” und endete am Güterbahnhof. Diese Strecke soll im heutigen Stadtbild kenntlich gemacht werden. Eine geplante Aktion mit mehreren 100 Menschen soll, im Gedenken an die Opfer, Spuren auf der 2,1 langen Strecke hinterlassen. Zukünftige Generationen werden somit stetig an das Verbrechen des Nationalsozialismus erinnert und gleichzeitig aufgeklärt.»RAMPE«
Nina Ludwig
Eine Rampe soll über die noch bestehende alte Rampe einer Lokhalle des alten Mainzer Güterbahnhofs, von wo aus mehrere Deportationen ausgingen, gebaut werden. Direkt gegenüber dem Ort des Schreckens liegt der alte Jüdische Friedhof, der 2021 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt werden soll. Es gilt, diese beiden Orte miteinander zu verbinden und beide Geschichten im Stadtbild präsenter zu machen. Die neue Architektur ist eine Komposition aus Rampen und Stegen, die entlang der Lokhalle auf bis zu sieben Metern Höhe steigt. Beim Begehen der Rampe soll der Besucher durch Materialität und räumliche Länge die Ungewissheit und Angst der Holocaust-Opfer nachempfinden können.1. Preis szenografisch-performativer Raum
»LICHTSPIELHÄUSER«
Ina Bernsdorf
„Lichtspielhäuser“ ist eine Licht- und Sound-Installation in drei Phasen. Sie macht alle zwölf Lichtspielhäuser der NS-Zeit im aktuellen Stadtbild kenntlich und verweist auf ihre Schlüsselrolle im Propaganda-Apparat des Regimes. Tagsüber dringen Sounds der Deutschen Wochenschau aus den (ehemaligen) Kinos, während abends ein Projectionmapping die alte Fassadenstruktur offenlegt. Eine dritte Ebene verdeutlicht die Kinodichte der damaligen Zeit. Zwei Lichtkanonen neben jedem der Kinos strahlen in den nächtlichen Himmel und bilden gemeinsam einen Lichterdom, der sich über ganz Mainz erstreckt.2. Preis szenografisch-performativer Raum
»SCHWELLCLUB«
Lukas Kurze
Im Entwurf „Schwellclub“ von Lukas Kurze performen die Mainzer Schwellköppe ihre Erinnerungen an die antisemitischen Texte, die es auch in der Mainzer Fastnacht zur Zeit der NS-Diktatur gab. Seit 1927 laufen sie schon zu allen Fastnachtsterminen auf, sind aber doch vor allem stumme Zeugen. Dieses Zeugnis legen sie jetzt offen: Sie werden am 11.11. zur Kampagnenverkündung am Schillerplatz durch die Menge wanken und stolz ihre Risse zeigen, die die faschistischen Büttenreden an ihnen hinterlassen haben.