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LUST : LANDSCHAFT

LUST : LANDSCHAFT

 

Eine Ausstellung von Hartmut Jahn


Landschaftsgärten verändern die Wahrnehmung von Landschaft. Im besten Sinn dieser Veränderung findet heute die Wahrnehmung über die lustvolle Nutzung statt. Die fotografische Werkgruppe LUST : LANDSCHAFT von Hartmut Jahn zeigt u.a. heutige Nutzer dieser idealen Landschaft im Park Babelsberg in grossformatigen Panoramen, die die Immersivität des fotografischen Standbildes ausloten. (100 x 506 cm / 100 x 759 cm in 270°- und 180°-Prospekten).

Am Schloss Babelsberg begann Peter Joseph Lenné 1833 mit der Gartenanlage, nachdem Friedrich Schinkel den Auftrag zur Planung des Schlosses erhielt. Der sparsame König Friedrich Wilhelm III. hielt die finanziellen Mittel für seinen Sohn, den Prinzen Wilhelm, später Kaiser Wilhelm 1. knapp, sodass Lenné mit seiner Arbeit nur langsam vorankam. Da ein Bewässerungssystem fehlte, ließ der heiße Sommer seine Anpflanzungen zum großen Teil vertrocknen. Die schwelenden Konflikte zwischen ihm und Prinzessin Augusta führten daraufhin zur Entlassung Lennés.

Im Jahr 1843 erhielt Fürst Hermann von Pückler-Muskau den Auftrag zur weiteren Gestaltung. Er hatte sein Buch Andeutungen über Landschaftsgärtnerei veröffentlicht und war Augusta, die aus dem Haus Sachsen-Weimar stammte, bekannt. Vor Beginn machte er seine Bedingungen klar: "...man muß mir freie Hand lassen und tun, was ich sage, sonst kann ich die künstlerische Verantwortung nicht dafür übernehmen. Knickern aber darf man gar nicht, denn umsonst ist nur der Tod und unnütze Verschwendung wird unter meinen Leuten nie vorfallen, aber das Notwendige muß geschaffen werden ...". Durch den Bau des Dampfmaschinenhauses profitierte er von der aktuellen technischen Errungenschaft des 19. Jahrhunderts. Es schaffte das Wasser hinauf zum Schwarzen Meer mit seinen vier Inseln, Wasserfall und Kleinfontänen und auch für die 30 m hohe Fontäne im Havelwasser vor dem Schloss.

Auch wenn Pückler in Lenné seine gartenmeisterliche Konkurrenz sah, über die er sich mit ätzendem Spott lustig machte, behielt er das von Lenné entworfene Wegesystem mit Ausblicken in die Potsdamer Landschaft bei, das jedoch durch ein Netz schmalerer Wege ergänzt wurde. Die Böschung und Terrasse am Schloss vergrößerte er durch umlaufende Terrassen. Im von seinem Vorgänger begonnenen Pleasureground unterhalb des Schlosses entstanden geschwungene Spazierwege und die Beete erhielten Einrahmungen aus farbigen Keramiken. Die Blickachsen in die Landschaft gehen zumeist über große Distanzen, auch bedingt durch die Wasserflächen der Havel.

Zentraler Ort dieser Blickachsen-Gestaltung ist allerdings das Schloss selbst, das einem engen Kreis der damaligen Standesgesellschaft vorbehalten blieb, die hier weit entfernt von Berlin die "Kartoffelrevolution" 1847 überstand und dann den kommenden Vormärz. Dieser erste Versuch, einen demokratisch verfassten, einheitlichen deutschen Nationalstaat zu schaffen, wurde bis Juli 1849 von überwiegend preußischen und österreichischen Truppen mit militärischer Gewalt niedergeschlagen.

Motive:

 

  • Das Kleine Schloss und Liegewiese am Tiefen See
  • Inseln im Schwarzen Meer
  • Wasserlauf zum Wilhelmswasserfall
  • Sichtachsen der Friedrich-Wilhelm-Höhe
  • Pleasureground Schloss Babelsberg 


Hartmut Jahn ist Professor für Filmgestaltung an der Hochschule Mainz. Seine Ausstellungszyklen über die Gärten von Branitz, Bad Muskau, Wörlitz und Ninfa, Italien waren ebenfalls hier zu sehen. Geplant sind Ausstellungen zu der Gartenanlage in Sintra, Portugal und Goethes Gartenanlage in Weimar.

Ausstellungsdesign und Grafik:
Manfred Liedtke und Uwe Zentgraf

Veranstalter:
Institut für Mediengestaltung Hochschule Mainz

Kontakt

info (at) img.hs-mainz.de

Eröffnung
Mittwoch, 7. Juni 2017 um 13.00 Uhr

Ausstellungsdauer
8.–21. Juni 2017 / Mo – Fr 09:00–18:00 Uhr

Hochschule Mainz
Campus-Magistrale
Lucy-Hillebrand-Straße 2
55128 Mainz